Schlagwort-Archiv: Entzug des Dr.-Titels

Ist Helmut Herles ein Schavanist?

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von: IM Kreuzritter
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Helmut Herles – Studiogast bei ’phoenix vor Ort’ am 6.02.2013 zum Thema „u.a. Doktortitel-Aberkennung“ [1] *, vorgestellt als ehemaliger Chefredakteur des Bonner General-Anzeigers und freier Journalist und Buchautor.
Herles war wie Schavan Stipendiat der „Bischöflichen Studienförderung“ (Herles: „Altcusaner“) und Verfasser eines Rückblicks auf „50 Jahre Cusanuswerk“ mit einem Grußwort auch von Annette Schavan. [2] Die Bundesministerin für Bildung und Forschung äußerte darin auf Seite 4 im Lichte heutiger Ereignisse Bemerkenswertes:
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Dies geschieht
in der Überzeugung,
dass Fortschritt in Wissenschaft
und Politik, in Wirtschaft,
Kunst und Kultur den Gestaltungswillen
und die Gestaltungskraft
derjenigen braucht,
die sich in besonderer Weise in
Anspruch nehmen lassen vom
Einsatz für die Allgemeinheit, die
exemplarisch Hilfreiches bewirken und
bereit sind zur Übernahme von öffentlicher Verantwortung
– derjenigen also, die ein „Gewissen für das
Ganze“ (Eduard Spranger) haben.

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Da fällt es einem wie Schuppen von den Augen: Wie sagte Frau Schavan vor kurzem? Sich gegen einen möglichen Entzug des Dr.-Titels zu wehren, das sei sie sich selbst schuldig und das sei sie der Wissenschaft schuldig. [sic!] In der Tat: Die Wissenschaft soll gefälligst dankbar sein, dass mit der Bundesministerin Schavan eine Person über „den Gestaltungswillen und die Gestaltungskraft“ verfügt, sich „in Anspruch nehmen“ lässt „vom Einsatz für die Allgemeinheit“, „bereit zur Übernahme öffentlicher Verantwortung“, eine Person also, die ein „Gewissen für das Ganze“ hat.
Die Eignungsvoraussetzung für den Verbleib im Ministeramt ist in Schavans Selbstwahrnehmung damit anscheinend erfüllt, zumal, wie sie im erwähnten Grußwort hervorhebt:
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Exzellenz im Blick auf
fachliche Kompetenz und den Einsatz für die Allgemeinheit
ist Voraussetzung für eine Förderung.

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Ironisch überspitzt darf dies so interpretiert werden, dass Schavan sozusagen als die personifizierte Exzellenzinitiative des Cusanuswerks gelten kann.
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Die Altcusanerin Schavan kann sich auf den Bruder im Geiste Herles verlassen, wie sich im Interview des Senders Phoenix erweist. So stellt sich in Anlehnung an den Blog-Beitrag des Bloggers Erbloggtes [3] die Frage: Ist Helmut Herles ein Schavanist?
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Als selbstentlarvendes Beispiel soll folgender Interview-Ausschnitt dienen:
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Thomas Bade (phoenix)

„Da fragen sich jetzt natürlich sehr viele: Es ist 32 Jahre her – Warum wird das so spät untersucht? Ist das jetzt eben wirklich, weil sie jetzt so im Rampenlicht steht politisch, weil gerade Wahlkampf ist oder ist das vor 10 Jahren auch schon mal Thema gewesen und wir haben es einfach vergessen?“

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Helmut Herles

„Nein, es war kein Thema. Das ist ja diese neue Schnüffelmethode, die in unseren neuen Medien eingerissen ist. Ich finde die unfair. Das wird alles jetzt beschnüffelt, nicht wahr. Wir haben eine freiwillige Stasi in der Bundesrepublik errichtet, selbsternannte Stasi, nicht wahr, die alles wissen will, die alles weiß und bei passender Gelegenheit oder unpassender Gelegenheit das hervorzaubert.“

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Thomas Bade stellte übrigens auch die Frage, inwiefern die Uni Düsseldorf damals ohne akademischen Leistungsnachweis der Stipendiatin Schavan eine Promotion anbieten konnte. Herles erklärte, das sei nach der Promotionsordnung möglich gewesen. So sei das z.B. auch in seinem Fall gewesen. Er habe den ‚Magister’ gemacht und kein Staatsexamen machen wollen. Dann habe er promoviert.
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Wie bitte? Herles hatte damit doch wohl einen akademischen Leistungsnachweis, Schavan jedoch nicht. Als habe der Moderator gefragt, wieso Schavan ohne Staatsexamen promovieren konnte.
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Zu diesen Merkwürdigkeiten passt nicht übel der Umstand, dass Doktorvater Wehle nicht habilitiert hat, wie man lesen konnte.
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So werden vielleicht Exzellenzinitiativen auf den Weg gebracht. Jedenfalls in der guten alten Zeit vor der Herrschaft der Schnüffel-Stasi.
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* Nachtrag zu Fehlerteufel: Der ursprünglich o.a. Link zur Sendung bei phoenix vor Ort mit Studiogast Herles war unstimmig und ist nun korrigiert. /kr